Posts mit dem Label Familie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Familie werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

10.06.20

Erdbeertorte mit Bisquitboden und Crème pâtissière nach Johann Lafer

Der Mai, er ist mein Geburtsmonat und ich bin wirklich ein Maienkind. Ich liebe Pfingstrosen und zu meinem Geburtstag gehört eigentlich seit meiner Kindheit eine Erdbeertorte. Meine Stiefgrossmutter brachte jeweils eine üppige Variante mit Schlagrahm vom Konditor aus Zürich-Wiedikon. Das ist Geschichte, meine Stiefgrosmutter ist nicht mehr unter uns und die Konditorei gibt es längst nicht mehr.


In den vergangenen Jahren habe ich es ja teilweise übertrieben mit meinen Geburtstagstorten. 2018 habe ich mir einen Royal Wedding Cake mit Pfingstrosen-Deko gezaubert. Im Jahr davor musste es eine Einhorn-Torte sein. Das Bild vom Anschnitt ist noch immer eines meiner Lieblingsbilder.
Unicorn Cake
Dieses Jahr war ja irgendwie alles anders. Grosse Parties und Einladungen waren nicht möglich, #stayhome war angesagt. Kam mir sehr gelegen. Ich wollte dieses Jahr so oder so nicht feiern. Ein halbes Jahrhundert bin ich jetzt auf der Welt — und ich bleibe dabei, das ist überhaupt nicht lustig.
Eine Erdbeertorte zu meinem 50. Geburtstag, meine Eltern zu Besuch und am Nachmittag ein paar Runden Eile mit Weile, dafür konnte ich mich begeistern. Abends wurde ich von Freunden mit einer Take-Away-Tavolata vom alten Löwen Unterstrass überrascht. Alles in allem trotzt alledem ein fröhlicher Tag, mein Geburtstag im Mai 2020.
Das Rezept der Erdbeertorte ist von Johann Lafer für das NDR. Er nennt ihn Erdbeerkuchen. Es gibt auf der Rezept-Seite ein ausführliches Video und Schritt für Schritt Bilder. Link zum NDR

Die Hauptdarsteller, die Schweizer Erdbeeren sind vom Ultimo Bacio in Zürich-Wipkingen. Bio-Erdbeeren, die teuersten die ich je in meinem Leben gekauft habe. Eine 500g Schale kostete sagenhafte 12 Franken. Aber, es hat sich gelohnt. Der ganze Aufwand lohnt sich nicht, wenn die Erdbeeren nicht vollmundig reif sind. Ich stell mir gerne vor, wie es wäre, hätte ich sie direkt vom Feld geerntet, vermutlich nochmals eine andere Liga.

Meine Konditorencrème war sehr frisch und daher etwas flüssig, ich habe sie nur sehr kurz kühlgestellt und daher sind mir die Erdbeeren fast abgerutscht. Glücklicherweise konnte ich die ganze Torte mit dem Tortenring in Form halten. Nach gut 3 Stunden im Kühlschrank war sie dann wieder tiptop in Form.


Zutaten (für den hellen Biskuitteig):

2 (Größe M) Eier
1 Eigelb
75 g Zucker
1 Prise Salz
½ EL Vanille-Zucker
½ (Bio-) Zitrone
60 g Mehl
15 g Speisestärke
25 ml Milch
25 g Butter
Für den Biskuitboden die Eier und das Eigelb in eine große Schüssel geben. Zucker, Salz und Vanille-Zucker hinzufügen. Die Zitronenhälfte heiß waschen und abtrocknen. Die Schale mit einer feinen Reibe dünn abreiben und in die Schüssel geben. Alles mit den Quirlen eines Handrührgeräts in etwa fünf Minuten schaumig schlagen.

Das Mehl und die Speisestärke mischen. Die Mischung in einem feinen Sieb über die Eier-Zucker-Masse sieben. Die Mehlmischung mit einem großen Schneebesen vorsichtig unterheben. Den Backofen auf 180 Grad (Umluft 160 Grad) vorheizen. Die Milch in einem kleinen Topf erwärmen (lauwarm). Die Butter darin schmelzen lassen. Die Milch-Butter-Mischung nach und nach unter Rühren (mit dem Schneebesen) in die Biskuitmasse laufen lassen. Den Boden einer Springform (Ø 24 cm) mit Backpapier auslegen. Die Biskuitmasse in die Form geben und mit einem Teigschaber glatt streichen.

Den Biskuit im heißen Backofen auf der unteren Schiene in etwa 40 Minuten goldbraun backen. Die Stäbchenprobe machen. Dafür mit einem Holzstäbchen in den Biskuit stechen und wieder herausziehen. Der Biskuitboden ist fertig, wenn am Stäbchen kein Teig hängen bleibt.

Den Biskuitboden herausnehmen und abkühlen lassen. Den Boden mit einem Messer vorsichtig vom Rand lösen und aus der Form nehmen. Das Backpapier abziehen.

Zutaten für die Konditorcreme:

1 Schote Vanille
250 ml Milch
3 (Größe M) Eigelb
40 g Zucker
25 g Speisestärke
Vanilleschote längs aufschneiden und das Vanillemark mit dem Messerrücken herauskratzen. Die Milch in einen Topf geben, das Vanillemark und die Schote hinzufügen und aufkochen. Den Topf vom Herd nehmen und die Milch zugedeckt etwa 20 Minuten ziehen lassen. Inzwischen die Eigelbe in eine Schüssel geben und den Zucker hinzufügen. Beides mit den Quirlen eines Handrührgeräts in etwa fünf Minuten dickschaumig schlagen. Die Speisestärke dazugeben und unter die Eier-Zucker-Masse rühren. Die Vanillemilch durch ein Sieb dazugießen. Alles sofort mit einem Schneebesen verrühren. Die Mischung wieder in den Topf gießen. Die Mischung unter Rühren bei mittlerer Hitze aufkochen und kochen lassen, bis eine puddingartige Creme entsteht. Die Creme zum Abkühlen in eine Schüssel füllen. Die Schüssel mit der Creme in eine Schüssel mit Eiswasser stellen und so lange rühren, bis die Creme kalt ist.

Zutaten für die Buttercreme

Konditorcreme
100 g weiche Butter
1 Prise Salz

Butter und Salz in eine Schüssel geben und mit den Quirlen eines Handrührgeräts in etwa fünf Minuten cremig schlagen. Die Konditorcreme nach und nach dazugeben und unterrühren.
Zutaten für den Belag:

1 kg mittelgroße Erdbeeren
½ Zitrone
100 g Gelierzucker (3:1)
3-4 EL Orangenlikör
ca. 80 g Mandelblätter
Den Biskuitboden auf ein Tortenblech legen und mit dem Orangenlikör gleichmäßig beträufeln. Die Mandelblättchen in einer Pfanne goldbraun rösten und abkühlen lassen. Die Buttercreme auf dem Biskuitboden verteilen und rundum glatt streichen. Auch den Außenrand des Biskuitbodens mit der Creme bestreichen. Die gerösteten Mandeln an den Außenrand drücken.

Die Erdbeeren abbrausen, auf einem Küchenhandtuch abtropfen lassen und putzen. Den Saft der Zitronenhälfte auspressen. 300 Gramm Erdbeeren mit dem Zitronensaft und dem Gelierzucker in einen hohen Mixbecher geben. Die Erdbeeren mit dem Pürierstab fein pürieren. Das Erdbeerpüree durch ein feines Sieb streichen und in einem Topf auffangen. Das Püree bei mittlerer Hitze etwa vier Minuten sprudelnd kochen lassen, dabei gelegentlich umrühren. Die restlichen Erdbeeren mit einer Gabel durch das feine Gelee ziehen, etwas abtropfen lassen und dicht nebeneinander auf die Creme setzen. Den Kuchen etwa 45 Minuten in den Kühlschrank stellen.

Tipp:

Das restliche Erdbeergelee noch einmal kurz aufkochen und in ein heiß ausgespültes Glas mit Schraubverschluss füllen. Schmeckt gut als Marmelade.
Originalrezept © by Johann Lafer; NDR

09.06.20

Schwarzwäldertorte — Schwarzwälderkirschtorte — Sturzwälderschwarte

Wie auch immer man sie nennen will. Die Schwarzwälderkirschtorte gehört zu den beliebtesten Torten überhaupt. Ewig habe ich keine mehr gebacken. Während dem Lockdown auf Grund der Corona-Pandemie habe ich samstags nicht nur einen Fletschhornzopf für meine Eltern gebacken, sondern auch jede Woche einen Cake. Die Cakeform war Grundlage für mein Gebäck. Und zwar aus folgendem Grund. Die eckige Cakeform ist einfacher auf dem Velo zu transportieren. Nicht bildlich vorstellen bitte, aber normalerweise packt mein Vater den Zopf unten in die Mappe und der Cake kommt dann obenauf. Die Mappe kommt hinten aufs Velo, auf den Packträger …

Also. Zurück zur Schwarzwäldertorte, wie sie bei uns innerfamilär heisst. Wenn wir spassen nennen wir sie Sturzwälderschwarte. Irgendwo weit hinten in meinem Gedächtnis war mir, dass da schon mal kleine Schwarzwälder-Mini-Törtchen waren im Blog. Und nach etwas Suchen habe ich sie auch gefunden. Hier gehts zum Blogpost aus dem Jahre 2009. Schmunzel. 11 Jahre sind seither vergangen, das war noch in meiner alten Küche, vor dem Umbau und sieht alles etwas wackelig und ungekonnt aus. Hahaha, aber schön zu sehen, dass ich dazugelernt habe.

Das Rezept für meine zwei Schwarzwäldertorten im Cakeformat basiert auf dem Rezept von Betty Bossi. Den Bisquit habe ich auf ein Blech rechteckig ausgestrichen, so dass ich ihn anschliessend auf Cakegrösse zuschneiden konnte. Ich habe mehr Kirschwasser und mehr Rahm verwendet. Und für die Schoggispäne nur 100g schwarze Schokolade verbraucht, ansonsten bin ich rezepttreu geblieben. Wer noch nie ein Bisquit gebacken hat, dem empfehle ich dieses Video.
Die Kirschen, also d'Chriesi, frisch vom Märt. Ich habe nicht gefragt, vermutlich noch keine Schweizer, aber für mich die ersten im 2020.

Schokoladenspäne. Weiss ich wie es geht, macht mich aber nie glücklich. Ich bin mit immerzu warmen Händen gesegnet. Beim Backen ist dies jedoch oft überhaupt nicht von Vorteil, so auch beim das grosse Küchenmesser über die Schokoladentafel ziehen. Mir kleben dann die ganzen fein säublerlich abgezogenen Schoggilocken an den Fingern und schmelzen vor sich hin. Gibt eine schöne Sauerei. Ich habs versucht und dann aufgegeben.
Auch bei der Version mit dem Sparschäler muss ich die Schoggi ja irgendwie halten und schon schmilzt sie mir davon. Aufgeben ist bekanntlicherweise nicht mein Ding. Und während ich die Finger wusch, erinnerte ich mich an eine Vorgehensweise mit geschmolzener Schokolade. Schwuppdiwupp, Restschokolade über dem Wasserbad sorgfältig geschmolzen und dann auf eine zuvor aufgeschnittene Plastiktüte mit dem Kuchenspachtel dünn aufgetragen. Den Plastik von der schmalen Seite (kommt eigentlich überhaupt nicht darauf an) ziemlich eng aufgerollt und für eine gute halbe Stunde im Kühlschrank aushärten lassen.
Danach war ich wieder versöhnt. Denn die Baumrindenähnlichen Schokospäne finde ich grossartig und sie glänzen so schön.

Das einzige was nach so einer Aktion nervt, ist das Aufräumen.

Die eine Torte — eine brachte ich meiner Tante — ging für gut 3 Stunden in das Tiefkühlfach, leicht angefroren liess sie sich nämlich besser verpacken und auf dem Velo transportieren.

Und so sieht das aus, wenn mein Mami ihr niegelnagelneues Velo ausfährt und Bappi die Mappe mit der Schwarzwäldertorte auf dem Packträger festgeschnallt hat.

06.08.19

Omas Gurken-Cervalat-Salat

Ich bin eine Salatliebhaberin. Und heute zum Zmittag gab es einen Teller Salat. Erst wollte ich diesen Post mit Lieblingssalate betiteln und habe dann bemerkt, dass da noch einiges mehr dazu gehören würde. Zum Beispiel der Reissalat, der Couscoussalat, Nüsslisalat mit Ei und vieles mehr.
Omas Gurken-Cervelat-Salat ist ein rundum beliebter und erfrischender Sommersalat.

für 4—6 Personen rechnet man:
2 Salat- oder Nostrano-Gurken
3 Cervelat-Würste
oder ein Stück Lyonerwurst
1 gehäufter TL mittelscharfer Senf (Thomy)
1 gehäufter EL Mayonaise (Thomy)
1 gehäufter EL Creme Fraiche
1 gehäufter TL Dill
Aromat
schwarzer Pfeffer
1 EL Apfelessig
2 EL Rapsöl

(2 Prisen Salz zum Entwässern)

Die Gurken schälen, etwas von der Schale dran lassen. Gurken an der Röstiraffel raffeln, alles in ein Sieb geben und mit 2 Prisen Salz bestreuen. Gurken im Sieb entwässern und abtropfen lassen.
Salatsauce aus Senf, Mayonaise, Creme Fraiche, Dill, Aromat, Pfeffer, Apfelessig und Rapsöl mischen.
Cervalat je nach Gusto längs halbieren und/oder in Rädchen schneiden.
Die geraffelten Gurken gut ausdrücken (sonst wird der Salat sehr wässrig) und mit den Cervelat-Rugeli zur Sauce geben.
Den weltbesten Bohnensalat (heute habe ich dafür Stangenbohnen verwendet auf dem Bild oben in der Mitte) macht bekanntlich meine Mutter. Das Rezept gibt es hier: Der weltbeste Bohnensalat

Tomatensalat mit frischem Balkon-Basilikum aus schon fast überreifen Ochsenherztomaten, mit etwas Meersalz, gutem Olivenöl, Balsamico und viel schwarzem Pfeffer geht so oder so immer.

Und die Sauce die im Teller zurückbleibt, entweder mit einem Stück Brot austunken oder austrinken, auschlecken geht auch, lasst euch einfach dabei nicht erwischen.

22.08.18

Porzellan-Wurst-Karton

Wienerli Brot und Senf auf einem Porzellanteller von SELETTI
Wenn man so was Schönes geschenkt bekommt, muss man es sofort ausprobieren. Stilecht selbstverständlich mit Wurst, Senf und Brot. Mami und Bappi haben aus ihren Frankreich-Ferien [den Bericht dazu liest man hier] einen wunderschönen kleinen Porzellan-Teller heimgebracht. Ein Würschtli-Karton sozusagen. ACHTUNG! Bitte nach Gebrauch nicht wegwerfen!
Porzellanteller von SELETTI
Meine Recherche hat ergeben, dass er aus der Kollektion Estetico Quotidiano der italienischen Manufaktur Saletti stammt.
LeLos handgemachte Croissants. Die Entstehungsgeschichte
Macht sich auch wunderbar für ein frisches, hausgemachtes Croissant. Meine kleinen Alltagsfreuden!

16.09.16

33 Jahre seit wir gemeinsam flogen …

Da lag ich in dieser heutigen Vollmondnacht wach und liess die Gedanken kreisen.
Gediminas Prospektas Vilnius
In drei Tagen fliege ich mit meinen Eltern für eine kurze Städtereise nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Ich war im Frühjahr da, auf einer Blogger-Reise zur Lancierung des Germania-Direktfluges. Die Stadt hat mich begeistert und ich bin felsenfest überzeugt, dass sie meine Eltern ebenfalls packen und inspirieren wird.

Da lag ich also heute Nacht wach und überlegte. Wann flog ich letztmals mit meiner Mutter? Das muss lange zurückliegen. Wir sind nicht so oft gereist, wie man das heute tut. Wenn wir reisten, war das meist mit dem Zug. Ein Auto hatten wir keines. Also, ich rechnete — muss vermutlich 1983 gewesen sein.

Als ich dann heute Morgen bei meinen Eltern anrief, Mami meine Gedanken erzählte, bestätigte sie mir meine Vermutung. Jawohl. Das war 1983. Die ganze Familie flog damals von Zürich nach Barcelona. Das Ticket kaufte sie bei swissair, es hat pro Person 83 Franken gekostet. Der Flug war jedoch mit IBERIA, deshalb steht auch noch der Wechselkurs Schweizerfranken/Pesetas von 1.39 auf dem Ticket. Ich bekam Sitzplatz 17C, was von Hand beim Check-in vermerkt wurde.

Mit meinem Vater bin ich zuletzt nach Paris geflogen. Die Abenteuer-Geschichte habe ich hier vor kurzem erzählt.

Mami lieferte weitere Fotos und mit ihnen erwachen Erinnerungen. Auf dem Flughafen Barcelona, auf dem langen Rollband (heisst in der Fachsprache Fahrsteig) — wir hatten einen solch langen Fahrsteig zuvor noch nie gesehen — erregten wir Aufsehen. Papi hatte eine lederne Reisetasche mit Rollen (damals gab es noch keine Rollkoffer) und der Lärm, welcher diese Rollen erzeugten, herrschte für riesen Aufsehen.

An die Zugfahrt mit dem TALGO von Barcelona nach Valencia mag ich mich nicht mehr erinnern. Das Bild vom Bahnhof finde ich eine Wucht.

Auf dem Busbahnhof in Barcelona standen zig Busse. In keinem der Busse sass ein Chauffeur — so die Erinnerung — aber jeder Bus lief, im Leerlauf. Mein Papi witzelte: "Vermutlich kann bloss einer der Männer einen Bus anlassen. Der kommt morgens um 4 und startet alle Busse, dann lässt man sie den ganzen Tag einfach laufen, weil keiner der Chauffeure fähig ist, wenn einer absäuft, den wieder zu starten." Ich erinnere mich gut an den schwarzen, stinkend russenden Auspuff-Rauch.

Auch an diese Reise, also die Busreise von Valencia nach El Puig mag ich mich nicht mehr erinnern.

Wir hatten von unseren spanischen Nachbarn, bzw. der Eltern meiner Schulfreundin, die Ferienwohnung für die Herbstferien offeriert bekommen. Wir konnten kein Wort Spanisch. Das Dorf war überschaubar. Tourismus nicht wirklich vorhanden. Die Schwägerin sollte uns die Schlüssel übergeben und uns das Haus zeigen. Das war ja vielleicht ein Abenteuer. Wir konnten uns kaum verständigen, wurden aber von der ganzen Verwantschaft regelrecht eingenommen. Gleich am Abend unserer Ankunft trieben sie uns aus dem Haus: "El Torro! El Torro!" versuchte sie uns zu erklären, was los war. Wir verstanden nicht wirklich weshalb das ganze Dorf auf der Strasse war.

Der Stier wurde durchs Dorf gejagt. Frauen wurden von den Männern getrennt. Meine Schwester wurde zu den Mädchen auf's Dach eines Hauses geschickt, meine Mutter auf den Balkon, möglicherweise war es die Wohnung des Bürgermeisters, eingeladen. Ich blieb bei meinem Vater auf der Strasse. Obwohl, ein Mädchen da gar nichts zu suchen hatte. Bappi hat gezeichnet, was sich da auf der Strasse ereignete. Ich erinnere mich wage, an alte und junge Männer die an Fensterläden, Balkongitter, Brüstungen und Holzwänden hochsprangen um sich vor dem wilden Stier in Sicherheit zu bringen.

Irgendwann hatten wir kein Wasser mehr. Weil man uns vergessen hatte zu zeigen, wie man die Zuleitung zur Zisterne öffnet. Wir wurden mitgenommen auf die Orangen- und Mandarinen-Plantagen. Ich habe nie wieder so fruchtige Zitrusfrüchte gekostet.

Wir fuhren ans Meer, an einen Ort, wir nannten ihn das Ende der Welt, und hatten kurzzeitig Angst, dass wir von dort nie wieder wegkommen würden. Es gab keinen Fahrplan und wir waren uns nicht sicher ob an dem Tag noch ein Bus fährt … Trotzt all der Hindernisse, sind das unvergessliche Ferien-Erlebnisse.


Dies war die letzte Flugreise, die ich mit meiner Mutter gemacht habe. Den ersten Flug mit Mami hatte ich kurz nach meiner Geburt, im Kinderwagen. Mami hat oft erzählt, wie die Stewardessen auf dem Swissair-Flug von Zürich nach Paris Freude an mir gehabt hätten. Zweimal sind wir also bereits miteinander geflogen. Nächste Woche tun wir es wieder und ich hoffe, wir können das Foto von uns dreien genau so wiederholen.

Ein ganzes Album mit Bildern von Vilnius gibt es übrigens in diesem Flickr-Album.

24.04.16

Einer, vieler Gründe, weshalb ich gerne bin,
wer ich bin.

Gut, ich verstehe, wenn Menschen aus meinem Umfeld den Kopf schütteln und mir zu verstehen geben, dass sie wiederum nicht verstehen, weshalb ich tu was ich tu. Z.B. diese Zeilen schreiben und sie der Öffentlichkeit preisgeben. Aber hey. Vielleicht unterhalte ich damit ja Menschen, vielleicht vertraut dadurch jemand sich selbst und vielleicht passiert auch gar nichts. Auch gut.

Vor einigen Wochen war ich auf meiner ersten Blogger-Reise. Sie führte mich ins Südtirol. Geschichten darüber gibt es hier, hier hier, hier, hier und hier. Ich war unter anderem im Grödental, eingeladen in die Galerie von UNIKA und in der Werkstatt des UNIKA-Holzbildhauers Lorenz Demetz, wo wir uns mit scharfem Werkzeug, laienhaft, an einem Klotz Lindenholz ausprobierten, während der Meister gekonnt an seiner Heiligenfigur schnitzte.
IMG_0640_Lorenz_Demetz_Gröden_Holzbildhauer
IMG_0630_Lorenz_Demetz_Gröden_Holzbildhauer
IMG_0654_val_gardena_lorenz_demetz
Ich bin mit einem hölzigen Vater aufgewachsen. Das kann man jetzt falsch verstehen, ich meine damit, dass mein Vater ein Schreiner und Holzkünstler ist. Ich bin mit Schleifstaub, Lackgeruch, Hobelspänen, Nägeln, Schrauben und Dübeln aufgewachsen. Holz gehört zu meinem Dasein.

In der UNIKA-Galerie bekam ich ein Buch mit den Portraits der Mitglieder geschenkt. Dieses überliess ich zu Hause meinem Vater. In der Gewissheit, dass es da perfekt aufgehoben ist. Und weil wir ja eine humorvolle und lebensfrohe Familie sind, stichelte ich meinen Vater während des Mittagessens mit einem ›Auftrag‹.

Tags zuvor habe ich aus einem Postpaket das Verpackungsmaterial (weisses Seidenpapier) zur Seite gelegt, weil die Falten so schön gelegt waren. So holte ich also nach dem Mittagessen dieses Stück Papier. Legte es demonstrativ vor die Nase meines Vaters und machte folgende ›Bestellung‹: «Ich hätte gerne diesen Papierfaltenwurf in Holz, geschnitzt — bitte in Ebenholz.»

Als meine Eltern nach dem Essen mein Zuhause verliessen, vergewisserte ich mich, dass mein Papi die Vorlage für seine Arbeit auch sicher eingepackt hat. Und im Laufe der Woche, als ich ihn in seiner Werkstatt besuchte, erkundigte ich mich selbstverständlich, wie weit die Arbeit sei. Mami hatte mich bei ›Auftrags-Erteilung‹ bereits darauf aufmerksam gemacht, dass Papi keine Zeit für solche Spässe hätte, es läge Arbeit an, richtige Arbeit. Worauf ich provozierend sagte: «Siii, das isch dänn au en ächte, ernscht z'nähnä Uftrag!» (Sie, das ist dann auch ein echter, ernstzunehmender Auftrag!). Das Seidenpapier lag auf seiner Werkbank. Er hatte wirklich Wichtigeres zu tun.

Das Wochenende darauf war ich auf meiner zweiten Blogger-Reise in Vilnius, der Hauptstadt Litauens — Berichte dazu gibt es hier — und als ich Samstag-Abend müde nach Hause kam, roch es in meiner Küche ganz ungewohnt. Da lag er, der Gruss in Mamis Handschrift, eine Papiertüte voll mit duftenden Arven-Hobel-Spänen und das geschnitzte Stück von Papi.
Faltenwurf Schnitzerei Arve Primo Lorenzetti ZürichUnd genau deshalb fühl ich mich wohl wie ich bin und wer ich bin. Genau daran habe ich meine grosse Freude. An Inspiration, wacher Lebensfreude und der Unsinnigkeit etwas zu tun, was möglicherweise keinen Sinn macht, dann aber ein gutes Gefühl erzeugt, anregt für weitere Taten und anderen Freude bereitet.
Faltenwurf Schnitzerei Arve Primo Lorenzetti Zürich
Faltenwurf Schnitzerei Arve Primo Lorenzetti Zürich
Ich weiss, einige denken nun «Und was macht sie jetzt mit diesem Stück Holz?» Ich erfreu mich daran, dass ich aus einem Erlebnis welches ich hatte, meinen Vater inspirieren konnte, etwas zu tun, was er sonst nicht getan hätte. Und er hat mir verraten, dass er noch ein Stück Arvenholz auf seinem Hobelbank liegen hat …

Faltenwurf Schnitzerei Arve Primo Lorenzetti Zürich
Und weshalb ist das Seidenpapier-Modell jetzt schwarz? Na, weil ich die Schnitzerei in Ebenholz bestellt hatte. Deshalb hat Papi das weisse Seidenpapier kurzerhand schwarz gebeizt …

Und wenn man mich deswegen komisch findet, dann habe ich gelernt damit umzugehen und mein Leben weiter zu leben, so wie es zu mir gehört. Das Leben eines anderen leben zu wollen macht nämlich keinen Sinn, es wird ja bereits von jemand anderem gelebt …

10.04.13

Ostersonntag 2013

Ich bin spät dran ich weiss. Aber ich muss unbedingt noch über den Ostersonntag bei meiner Tante Renate schreiben. Ja, ja, alle Jahre wieder und so. Aber das war wie immer, alles mit so viel Liebe und Können zubereitet, dass es auf jeden Fall gewürdigt und verewigt sein muss.

Meine Tante ist eine himmlische Gastgeberin und was sie für uns gekocht hat, ein richtiges Festessen.

Zur Vorspeise offerierte sie uns einen Osterhasen-Ohren-Salat (man beachte die Chicorée-Ohren) mit Brunnenkresse, Lachs, Hüttenkäse, Radischen und einer wundervollen Senfsauce.
Easter Blast 2013 chez Rena
Zum Hauptgang gab es einen Lammbraten mit Bratkartoffeln, Lauch und Karotten.
Easter Blast 2013 chez Rena
Und zum Dessert Sauerrahmglace, selbstverständlich selbst gemacht. Die allerliebsten Dekorationen auf dem sündhaft zarten Sauerrahmglace sind von Bühler's Zuckerbäckerei in Chur. Sind die nicht Zucker?
Easter Blast 2013 chez Rena
Easter Blast 2013 chez Rena
Easter Blast 2013 chez Rena
Easter Blast chez Rena
Kann mir vielleicht jemand erklären, wie man eine solch wundervoll glänzende Glasur macht? Ich hab auch Osterhäschen gebacken, mit dem diesjährigen Butter-Förmchen von butter.ch.
easter bunny cookies
Aber meine Glasur wurde nach dem Trocknen matt. Was muss ich tun, dass sie glänzt wie beim Profi-Zuckerbäcker?
easter bunny cookies
Zum Kaffee dann, durften wir die absolute Exklusivität probieren. Selbtsgemachte Whiskey-Truffes!
Easter Blast 2013 chez Rena
Easter Blast 2013 chez Rena
Vor Wochen schon entdeckte ich bei ziiikocht diese unglaublichen Schoggimocken mit dem dazugehörenden Rezept. Sofort dachte ich an meine Tante, die Whiskey liebt und leitete ihr das schleunigst weiter. Sie war begeistert. Beim notieren der Zutaten fiel ihr jedoch auf, dass da von einer Schokoladen-Sorte die Rede ist, die es bei uns in der Schweiz nicht gibt. Nach Rücksprache mit Linth Schweiz wurde ihr bestätigt, dass es diese Sorte im Schweizer Handel effektiv nicht zu kaufen gibt. Sie wird in Frankreich für den Deutschen Markt hergestellt. In was für einer Welt wir doch leben — so importierte eine Freundin meiner Tante die gesuchte Schokolade aus Deutschland. Crazy. Für all diejenigen die jetzt enttäuscht denken, schade, demnach kann ich diese Whiskey-Truffes nicht ausprobieren, sei versichert, Frau Ziii schreibt bezüglich der Wahl der Schokolade … es gäbe natürlich bessere … also liebe Schweizerinnen und Schweizer kauft euch eure Lieblingsschokolade, schliesslich sind wir doch im Land der Schokoladenmeister zuhause. Da wird sich doch eine entsprechende Schokolade finden lassen! Und wer keinen Whiskey mag, der nehme einfach Grappa, wie im Rezept von Cafetín beschrieben den dies war Frau Ziii's Inspirationsquelle. Die Truffes sind gewaltig. Mächtig im Geschmack und für Schokoladenfans der Himmel auf Erden.