Nach einiger Zeit welchselte sie dann auf mein MacBook Pro und sass da wieder reglos, als wäre sie ein Ausstellungsstück im Museum.
Das erinnerte mich an mein Insektenmuseum welches ich 2001 für kurze Zeit an meinem Arbeitsplatz eröffnet hatte. Das war so. Eines Morgens kam ich in die Agentur und auf meinem Bildschirm (das waren noch die Zeiten der grossen Röhrenmonitore) sass eine Fliege. Tot. Aber interessanterweise nicht wie üblich mit verschränkten Beinen. Sie starb anscheinend im Stehen. Ich liess sie auf meinem Bildschirm «stehen», denn sie war eine Schönheit, glitzerte und schillerte in blau. Ich wies die Putzfrau an, hier nicht abzustauben und verwunderte so meine Arbeitskollegen. Es sprach sich rum und Einige kamen an meinem Arbeitsplatz vorbei um die Fliege anzusehen. Ich gebe zu, wir hatten in dieser Zeit nicht besonders viel Arbeit und ich hatte Zeit für solchen Unsinn. Ich gründete also das Insektenmuseum CAC. Inklusive Membercard.
Was dann passierte war nicht absehbar. Von allen Seiten wurden mir Insekten-Kadaver zugetragen. Kollegen brachten mir in leeren Filmrollen, Schächtelchen und Säckchen die aussergewöhlichsten Insekten. Der Platz auf dem Bildschirm wurde langsam knapp und ich liess mir kleine Bilderrahmen als Vitrinen von meinem Vater anfertigen. Darin stellte ich die Exponate aus. Mit der Zeit wurden einige Kollegen dreist, da wurden lebende Insekten mit Eisspray eingefrohren, Käfer in Lack getaucht und andere Morde wurden begangen die mir nicht mehr in Erinnerung sind. Irgendwann kündigte ich meinen Job, ich räumte meinen Arbeitsplatz und ich habe keine Ahnung mehr, wo ich die Vitrinen verstaut habe. Ein einziges kleines Vitrinchen mit einer Wespe steht noch bei mir rum.
Inzwischen ist auch die dreiste Fliege verschwunden. Vielleicht hat sie das Weite gesucht und ist in freier Natur gestorben, fern der Gefahr ausgestellt zu werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen