03.10.13

Chrütli-Polenta im Stoffsäckli

Polenta hat viel mit Kindheitserinnerung zu tun. Man ahnt es, ja, ja, meine Mutter macht die weltbeste Polenta. Und ich erinnere mich an den schweren schwarzen Gusseisernen Topf mit Emailbeschichtung, in dem die Polenta unter ständiger Beobachtung wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch vor sich hin geblubbert hat. War sie dann endlich fertig gekocht, stürzte man sie als Fladen auf ein Holzbrett und teilte sie mit einem Holzmesser in Schnitten. Dazu reichte mein Mami meist irgendetwas was viel Sauce hatte. Ein Voressen oder einen Sugo. Polenta-Resten wurden abends, oder tags darauf in Stücke geschnitten in der Bratpfanne gebraten. Und daran habe ich besonders klare Erinnerungen.

Ich habe immerschon fürs Leben gerne gegessen und ans Essen gedacht. Mittags kam mein Vater zum Essen nach Hause, er fuhr dafür gute 40 Minuten mit dem Velo durch die ganze Stadt und wir assen alle gemeinsam zu Mittag. Es wurden die Erlebnisse des Morgens, Anektoten aus der Schule oder Gegebenheiten aus der Schreinerei meines Vaters, Tagesaktualitäten sowie Geschäftliches besprochen. Nach dem Essen stand mein Vater meistens auf, klopfte mit der Faust auf den Küchentisch und sage: "Isch guet gsi.", ging ins Wohnzimmer, legte sich auf das Sofa und las die Tageszeitung. Wir Kinder halfen den Tisch abräumen, den Abwasch übernahm unter der Woche die Mutter. Und ich kleiner Schlaumeier erinnere mich gut, wie ich eines Tages nach dem Essen mit der Faust auf den Tisch klopfte und sagte "Isch guet gsi.", die Küche schnurstraks verliess und unter der Türe drehte und rief: "Ohni Abtische" …

Abends dann, assen wir je nach Auftragslage in der Schreinerei meines Vaters, oft ohne ihn zu Abend. Ich durfte jedoch ab und zu noch auf bleiben, bis er nach Hause kam. Dann sass ich da also im Pijama am Küchentisch während mein Papi die gewärmten Resten vom Mittagessen ass. Zum Beispiel gebratene Polenta. Und da sass ich also und verfolgte wie eine hungrige Katze jeden einzelnen Bissen den der Vater zu Munde führte. Ich beneidete ihn um jeden einzelnen Bissen — ausser natürlich er ass etwas, das ich nicht mochte. Und klar, ab und an ergatterte ich einen Bissen, denn mein Papi ist sehr grosszügig, noch heute. Ich erinnere mich immer dann daran, wenn ich irgenwo jemanden beim Essen beobachte und ich ermahne mich dann, nicht so gierig zu gucken, wie ich das warscheinlich als Kind jeweils getan habe.
Polenta con Sugo
Heutzutage ist die Polenta leider nicht mehr allzu oft auf meinem Speiseplan. Ich habe keine passende gusseiserne Pfanne, im Supermarkt bekommt man bloss noch den schnellkochenden 5-Minuten-Mais und meistens koche ich Gerichte die innert 20—25 Minuten auf dem Tisch sind. Mami hinterlegte mir zwar vor ein paar Wochen ein Stück im Kühlschrank (siehe Bild oben), so dass die alten Kindheitserinnerungen, während ich das Polentastück briet, wieder sehr präsent waren.

Nun lagerte aber seit längerem Chrütli-Polenta im Tüechli von der Bruhin-Mühle im schwyzerischen Tuggen am Obersee, im Küchenschrank, den ich geschenkt bekommen habe. Ein tolles Geschenk mit sinnigem Hintergrund. Der Mais wird in der Linth-Region angebaut und die Konfektionierung der ›Chrütli Polenta im Tüechli‹ übernimmt die Stiftung Balm in Rapperswil.
So habe ich also heute Polenta im Stoffsäckchen gekocht.
Chrütli Polenta im Tüechli by Bruhin-Mühle Tuggen
Chrütli Polenta im Tüechli by Bruhin-Mühle Tuggen
Chrütli Polenta im Tüechli by Bruhin-Mühle Tuggen
Leider war der Mais in der Mitte des Stoffsäckchens trocken, während er aussen schön schlurzig gar gekocht war. Die Würzung ist prima, die Idee grundsätzlich genial, möglicherweise hätte ich dem Mais noch ein paar Minuten mehr Kochzeit gewähren sollen. Als Beilage kochte ich nebenher eine Peperonata. Um saures Aufstossen zu vermeiden liess ich die Zwiebeln und die Peperonistreifen in etwas Zucker glasieren, bevor ich die Pelati-Tomaten dazugab und auf kleiner Hitze vor sich hin köcheln liess.

Die Portion reicht für 2—3 Personen als Beilage. Ich habe die Resten auf die Seite gestellt und freu mich darauf sie zum Beispiel zum Znacht zu braten …

Die Chrütli-Polenta kann man im Online-Shop bestellen, direkt im Hofladen der Mühle in Tuggen beziehen oder im Werkatelier der Stiftung Balm in Rapperswil kaufen.
Chrütli Polenta im Tüechli by Bruhin-Mühle Tuggen
Aus der Stiftung Balm kommt übrigens auch das super geniale Stöpsel-Memorie, von welchem ich an Ostern 2010 schon geschwärmt habe.

5 Kommentare:

  1. Gebraten mag ich die Polenta am liebsten. Ich habe sie vor vielen Jahren im Urlaub in Südtirol kennengelernt und seitdem zu Hause schon öfter gemacht.

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  2. Liebe Lelo

    Gerade DIESE Polenta im Säckli habe ich letzte Woche genossen. Ich liebe Polente und diese war besonders Lecker. Aber weisst du was? Deine Geschichte aus der Kindheit mit deinem Papi war der Hammer. Ich sass fast neben dir am Tisch hihi. Und einiges kam mir bekannt vor. Ich habe es ebenso genossen, dass mein Vater am Mittag nach Hause kam und wir alle von unserem Vormittag erzählen konnten.

    Danke für den Einblick ins Familienalbum und herrliche Grüsse, Tina

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  3. Uns ist aufgefallen, dass Ihr Blog viele leckere Rezepte hat. Wir würden uns dafür freuen, wenn Sie sich auf Rezeptefinden.ch registrieren, damit wir auf ihn verweisen können.

    Rezeptefinden ist eine Suchmaschine, die mehrere Blogs und Kochseiten aus Österreich zusammenstellt, und die Blogger profitieren davon, dass Rezeptefinden ihre Seite weiter bekannt macht.

    Um sich auf Rezeptefinden registrieren, gehen Sie einfach auf http://www.rezeptefinden.ch/top-food-blogs-hinzufügen

    Mit freundlichen Grüßen,
    Rezeptefinden.ch

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  4. Boah das sieht sooooo lecker aus! Muss ich unbedingt mal ausprobieren. =)

    En liebe Gruess
    Nicky

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